Darmkrebsvorsorge: „Vermeiden statt Leiden.“

Rund 5.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Darmkrebs, 3.000 sterben daran. Das wäre weitgehend vermeidbar: Die Darmspiegelung, eine mittlerweile völlig schmerzfreie Untersuchung, sollte für Frauen und Männer ab 50 der Pflichttermin zur Darmkrebsvorsorge sein.

Nach intensiven Bestrebungen ist es der Krebshilfe gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) im Jahr 2006 gelungen, die „sanfte“ Koloskopie einzuführen. Um die Sicherheit und Qualität dieser Untersuchung zu erhöhen, hat die ÖGGH gemeinsam mit dem Hauptverband der Sozialversicherungs-träger 2007 das Projekt „Qualitätssicherung Darmkrebsvorsorge“ geschaffen. Es zeichnet jene endoskopierenden Stellen aus, die die vorgeschriebenen Qualitätsrichtlinien einhalten. Im Jahr 2010 stehen österreichweit bereits 190 zertifizierte Untersuchungsstellen bei niedergelassenen Ärzten und Spitälern zur Verfügung.

Falsche Ernährung, Übergewicht, chronisch entzündliche Erkrankungen der Darmschleimhaut und Rauchen sind die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs. Diese „Sünden“ machen sich vor allem im Alter bemerkbar: Ab 50 steigt mit zunehmendem Alter das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Dickdarmkrebs unterscheidet sich von allen anderen Krebserkrankungen in einem ganz wesentlichen Punkt: In mehr als 90 % aller Fälle sind vor der Entstehung des Karzinoms viele Jahre hindurch Vorstufen in Form von zunächst gutartigen Darmpolypen nachweisbar. Die konsequente Aufspürung und Entfernung dieser Polypen im Rahmen der Darmspiegelung könnte 90 % der Erkrankungen verhindern.

„Wenn Frauen und Männer ab dem 50. Lebensjahr alle 7-10 Jahre eine Darmspiegelung durchführen ließen, könnten mögliche Polypen sofort erkannt und abgetragen werden und Darmkrebs könnte überhaupt nicht entstehen,“ so Univ. Doz. Dr. Werner Weiss, Beirat für Darmkrebsvorsorge der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie. Es ist wichtig, diese Untersuchung durchführen zu lassen und zwar auch dann, wenn man keinerlei Symptome und Schmerzen hat. Denn: „Polypen haben einen entscheidenden Nachteil: Sie verursachen keine Symptome,“ so Weiss.

Die Zeitspanne vom Auftreten erster Polypen bis zu einer möglichen bösartigen Entartung beträgt im Schnitt 10 Jahre. „Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt ab dem 40. bis 50. Lebensjahr stark an. Daher ist es sinnvoll, Vorsorgeprogramme in diesem Lebensalter zu starten,“ so Weiss. Dieser Forderung wird seit 2005 Rechnung getragen: „Die Früherkennung von Polypen und Darmkrebs ist der Sozialversicherung ein wichtiges Anliegen,“ bestätigt Dr. Josef Probst, stv. Generaldirektor im Hauptverband und appelliert an die Bevölkerung, aktiv für ihre Gesundheit zu werden. Mit der Neugestaltung der Vorsorgeuntersuchung wurde 2005 die Koloskopie für Patienten ab 50 als neue Vorsorgeleistung aufgenommen.

„Sanfte“ Koloskopie
Bei vielen Menschen ist die Darmspiegelung als unangenehm und schmerzhaft „verrufen“. Negative Erfahrungen bei dieser Untersuchung wurden zum großen Teil vor vielen Jahren gemacht. Damals kamen größtenteils „starre“ Endoskope zum Einsatz – heute sind es „flexible“, damals mangelte es teilweise auch noch an der Erfahrung der untersuchenden Ärzte – auch das ist heute anders. .„Wir haben gemeinsam mit der ÖGGH viele Jahre darum gekämpft, dass die Koloskopie „sanft“ – also schmerzfrei – durchgeführt und von den Sozialversicherungsträgern bezahlt wird,“ erzählt Prim. Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Im Jahr 2006 ist dies gelungen. Mittlerweile kann man bei mehr als der Hälfte aller Stellen, die in Österreich die Koloskopie anbieten, diese Untersuchung mit einer Prämedikamention (Kurzanästhesie) schmerzfrei erhalten. Und das ohne Zusatzkosten.

Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge
Um die Sicherheit und Qualität dieser Untersuchung zu erhöhen, betreibt der Hauptverband gemeinsam mit der ÖGGH seit Mai 2007 das Projekt „Qualitätssicherung Darmkrebsvorsorge“. Die Teilnehmerzahlen an diesem Projekt sprechen für sich: Im Jahr 2010 stehen den Versicherten österreichweit bereits 190 zertifizierte Untersuchungsstellen bei niedergelassenen Ärzten und Spitälern zur Verfügung. „25.000 PatientInnen nutzten in den letzten beiden Jahren eine Koloskopiestelle mit Qualitätszertifikat,“ so Probst. Alle Stellen mit Qualitätszertifikat sind in der neu aufgelegten Broschüre der Krebshilfe aufgelistet sowie unter www.krebshilfe.net und www.oeggh.at/zertifikat/ abrufbar.

Kriterien für das Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge:

  • Ausreichende Erfahrung der Untersucher
  • Fähigkeit, Polypen in einem Untersuchungsgang abzutragen
  • das Angebot der „sanften Koloskopie“
  • die Verwendung von Waschmaschinen zur Gerätedesinfektion
  • Hygienekontrollen

Vermeiden statt Leiden
Bei der Darmkrebsvorsorge ist noch ein weiterer, wichtiger Aspekt zu beachten: Etwa 5 – 10 % der Erkrankungen sind auf genetische Veranlagung zurückzuführen. In manchen Familien tritt Dickdarmkrebs gehäuft auf. Von einer „Krebsrisikofamilie“ spricht man, wenn mehrere nahe Verwandte an Krebs erkranken, Krebserkrankungen in mehreren aufeinanderfolgenden Generationen einer Familie oder mehrere Krebserkrankungen bei einer Person vorkommen. In diesem Fall sollte die Darmkrebsvorsorge schon früher beginnen. „Es ist wichtig, dass Familienangehörige von Darmkrebspatienten auf ihre Risikosituation aufmerksam gemacht werden,“ so Dozent Weiss.

Die ÖGGH und die Krebshilfe empfehlen folgende Aktivitäten zur Darmkrebsvorsorge:

  • im 40. Lebensjahr ein ärztliches Gespräch zur Abklärung der individuellen Risikosituation (familiäre Vorbelastung etc.)
  • ab dem 40. Lebensjahr jährlich Okkult-Bluttest (Test auf verborgenes Blut im Stuhl)
  • ab dem 50. Lebensjahr Vorsorgekoloskopie. Wenn keine familiäre Vorbelastung und unauffälliger Befund vorhanden, dann Wiederholung der Koloskopie nur alle 7-10 Jahre!

„Mich macht jeder einzelne Fall einer Darmkrebserkrankung traurig, denn es wäre vermeidbar gewesen,“ so der engagierte Darmkrebs-Vorsorger Weiss. Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie und die Österreichische Krebshilfe appellieren daher – einmal mehr – an die Bevölkerung: „Bitte nehmen Sie die Darmkrebsvorsorge ernst!“ „Wir wollen Darmkrebs nicht früh erkennen sondern VERMEIDEN!“, so Sevelda.

Danke an Danone Österreich
Große Unterstützung erhält die Österreichische Krebshilfe von Danone Österreich. „Unserer wissenschaftlichen Expertenplattform, das Danone Nutrition Forum, ist die Darmkrebsvor-sorge sehr wichtig. Wie bei keiner anderen Erkrankung kann mit einfachen Änderungen der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten das Risiko einer Darmerkrankung langfristig gesenkt werden. Die Österreichische Krebshilfe bei ihrem Engagement zu unterstützen ist uns daher ein großes Anliegen,“ erklärt Danone Österreich Geschäftsführer Mag. Christoph Vavrik.

Weitere Informationen:
Österreichische Krebshilfe
Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe
Tel. 01/7966450, E-Mail: service(at)krebshilfe.net
ÖGGH, Univ. Doz. Dr. Werner Weiss
E-Mail: werner.weiss(at)foo.at

Danke an die Kooperationspartner:

Österreichische Krebshilfe Burgenland

Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an

Mag. Andrea Konrath
Geschäftsführung
Österreichische Krebshilfe Burgenland

Tel: 0650/244 08 21
E-Mail: office(at)krebshilfe-bgld.at