Hohe Auszeichnung für Univ. Prof. Dr. Gebhard Mathis

Bregenz (APA), 4.9.2012. Der 62-jährige Mediziner Gebhard Mathis ist am Montagabend im Bregenzer Festspielhaus mit dem "Dr.-Toni-Russ-Preis" der "Vorarlberger Nachrichten" ausgezeichnet worden. Der Internist baute am Landeskrankenhaus Hohenems die Palliativstation auf und begründete die Vorarlberger Krebshilfe mit.

"Wir ehren damit seinen unermüdlichen Einsatz für schwerkranke und sterbende Menschen", so Herausgeber Eugen A. Russ laut den "VN" (Dienstag-Ausgabe). Landeshauptmann Markus Wallner (V) lobte Mathis' fachliche und menschliche Kompetenz und seine "Pionierarbeit".

Die Laudatio auf Mathis hielt der Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier, den der Arzt während seiner Krebserkrankung begleitet hatte. Nach einer philosophischen Erörterung des Begriffes Hilfe stellte Köhlmeier fest, dass keiner ohne Hilfe auch nur einen Tag überstehen würde. "Sich außerhalb eines solchen Hilfswerks stellen zu wollen, ist wahrscheinlich die größte Dummheit, zu der der Mensch fähig ist", sagte der Autor. Das wäre vergleichbar mit dem Wunsch, ohne Blutkreislauf leben zu wollen. Deshalb breche, wer nicht helfe, eine Überlebensgrundregel.

Ihm habe Mathis "Tag und Nacht" geholfen, erzählte Köhlmeier von seinen eigenen Erfahrungen mit dem Preisträger. "Mag sein, dass den Menschen das Unglück gehört und nur den Göttern das Glück, aber dann liegt es auch am Menschen, mit dem Unglück zu machen, was er will", führte der Laudator aus. Man könne mit seinem Unglück etwas machen, "vorausgesetzt es hilft mir jemand dabei", so Köhlmeier, der jedes Jahr mit Musikerkollegen Benefizkonzerte für die Krebshilfe gibt. Gemeinsam mit diesen intonierte Köhlmeier das von ihm getextete Lied "Denn wärs guat, wenn an Freund bei dir wär" der Vorarlberger Mundartgruppe "Schellinski".

Landeshauptmann Wallner erklärte in seiner Ansprache, er habe in seiner Zeit als Gesundheitslandesrat Mathis nicht nur fachlich schätzen gelernt, "auch menschlich hat er großen Eindruck auf mich gemacht". Wallner betonte die Bedeutung, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie die Gesellschaft mit Sterben und Tod umgehe. "Gebhard Mathis hat diese Antwort gefunden, indem er eine Palliativkultur als Grundhaltung lebt und weitergibt", erklärte der Landeshauptmann. Das sei die einzig wirksame Antwort auf die Sterbehilfedebatte. Daran müsse man weiter arbeiten, "denn Haltungen kippen schnell".

Der Preisträger widmete den finanziellen Teil der Auszeichnung der Krebshilfe, den ideellen den Benefizmusikern für deren Konzerte zugunsten der Krebshilfe. Ihm sei nicht nur die medizinische, sondern auch die psychoonkologische Betreuung von Betroffenen und Angehörigen wichtig. "Krebs hinterlässt auch seelische Wunden, die weiter schwelen können, wenn der Patient körperlich schon längst geheilt ist", sagte Mathis.

Ihm sei daher der weitere Ausbau dieser Betreuung ein dringliches Anliegen. Im Bereich der Palliativmedizin sei in Vorarlberg viel geschehen, nun gehe es um eine Ausweitung der "Palliativ Care", bei der der Mensch nicht nur an seinen letzten Tagen, sondern Monate bis Jahre begleitet wird. "Damit unsere Alten nicht im Warteraum des Todes vor sich hindösen, sondern in Würde alt sind", sagte Mathis. Der Dr.-Toni-Russ-Preis wurde in Gedenken an "VN"-Herausgeber und Chefredakteur Toni Russ gestiftet. Mit dem Preis werden Vorarlberger Persönlichkeiten ausgezeichnet, die durch Privatinitiativen dem Land und seinen Menschen wertvolle Dienste geleistet haben und weiter leisten. Der Vater des heutigen Herausgebers Eugen A. Russ war am 2. September 1969 im Alter von nur 55 Jahren verstorben. agr/jh/bei 

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