HPV-Impfung für alle Kinder! - Botswana kann es. Kann es Österreich auch?
Anlässlich des Internationalen HPV-Impftages am 4. März forderten die AGO-Austria (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie) und die Österreichische Krebshilfe im Rahmen der heutigen Presse-Enquete ein 6-Punkte-Programm zur Erhöhung der HPV-Durchimpfungsrate in Österreich.
Die Impfung gegen Humane Papilloma Viren (HPV) ist in ihrer Wirksamkeit und Sicherheit mehrfach bestätigt (u.a. durch die IARC - Internationale Agentur für Krebsforschung) und wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfohlen, in Österreich von der Österreichischen Krebshilfe, der AGO Austria (Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie), der Österreichischen Ärztekammer, der Österreichischen Apothekerkammer, Österreichs Impfärzten (Österreichische Gesellschaft für Vakzinologie), Impfexperten, Kinderärzten (Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde), HNO-Ärzten (Österreichische Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie), Gynäkologen (Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe), Urologen (Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie und Berufsverband der Urologen) und von der Initiative gegen Unterleibskrebs „Petrol Ribbon“.
Es gäbe keinen vernünftigen Grund, Kinder und Jugendliche nicht impfen zu lassen. Trotzdem hat Österreich - sechs Jahre nach Aufnahme der HPV-Impfung in das kostenfreie Kinderimpfprogramm - leider bei weitem noch nicht jene Durchimpfungsrate erreicht (Schätzungen gehen von 40 % aus), wie sie etwa in Großbritannien, Portugal, Deutschland, Australien oder Botswana schon der Fall ist. Gründe dafür liegen oftmals in einer generellen Impfskepsis, Impfmythen aber auch in fehlender Information über die Impfung.
6-Punkte-Programm zur Verbesserung der Durchimpfungsrate
Krebshilfe und AGO-Austria präsentierten heute zur Verbesserung der HPV-Durchimpfungsrate in Österreich ein dringend notwendiges Sechs-Punkte-Programm, dem sich alle genannten Fachgesellschaften und Institutionen vollinhaltlich anschlossen. Gemeinsam rief man zu einem nationalen Schulterschluss auf:
1) Es muss unser aller Ziel sein, dass alle Kinder geimpft werden!
Möglichst alle Kinder zwischen dem 9. und 12. Geburtstag sollen im Rahmen des kostenlosen Schulimpfprogramms die HPV Impfung erhalten und das „Catch-up-Programm“ soll bis 18 Jahre erweitert werden.
2) Möglichkeit zum „opt-out“
Eltern, die ihr Kind nach Information und Aufklärung über die Impfung dezidiert nicht impfen lassen wollen, sollen mit einem „opt-out“ dazu die Möglichkeit haben, d.h. schriftlich gegen die Impfung widersprechen können.
3) Appell an die Schulärztinnen und Schulärzte
Schulärztinnen und Schulärzte sind aufgerufen, dafür Sorge zu tragen, dass alle Kinder (mit Ausnahme derjenigen, für die die Eltern ein „opt-out“ unterschrieben haben) die kostenlose HPV-Impfung im Rahmen des Schulimpfprogrammes auch erhalten.
4) Forderung an die Gesundheitspolitik nach mehr Aufklärung
Eine Untersuchung von 2019 zeigte einen deutlichen Anstieg der Durchimpfungsrate bei medialer und Social-Media-Präsenz (presented by Deanna Teoh at 2019 ASCO Annual Meeting). Die Österreichische Gesundheitspolitik ist daher aufgerufen, die Aufklärung und Information über die HPV-Impfung massiv zu intensivieren.
5) Elektronischer Impfpass
Ein Pilotprojekt (Wien, Niederösterreich und Steiermark) zum elektronischen Impfpass soll in Kürze starten. Die Gesundheitspolitik ist gefordert, durch eine rasche österreichweite Ausrollung des elektronischen Impfpasses, eine Statistik über die Teilnahmeraten im Kinderimpfprogramm zu erheben und daraus laufend adäquate Konsequenzen abzuleiten.
6) Forderung nach niederschwelligem Zugang zur Impfung
Um die Durchimpfungsrate zu steigern, braucht es einen nieder-schwelligen Zugang zur Impfung durch alle Ärztinnen und Ärzte und eine bundesweit einheitliche Umsetzung des Impfkonzeptes (dzt. limitiert auf „Impfärztinnen und Impfärzte). In diesem Sinne wäre auch eine Gesundenuntersuchung für die Altersgruppe 6-18 Jahre hilfreich.
„Die HPV-Impfung ist erwiesen wirksam gegen HPV-assoziierte gynäkologische Krebserkrankungen, Analkrebs, Peniskrebs und Krebs im Mund- und Rachenraum", so AGO-Präsident OA Dr. Schauer. „Wir haben in Europa jährlich 31.300 Gebärmutterhalskrebserkrankungen, 6.000 Analkrebserkrankungen, 4.000 Scheiden- und Peniskrebsfälle sowie rd. 400.000 Vorstufen zu Gebärmutterhalskrebs und 750.000 Interventionen aufgrund von Genitalwarzen. Bis 2030 wird global ein weiterer Anstieg auf 700.000 Gebärmutterhalskrebs-erkrankungen erwartet und 400.000 Frauen, die aufgrund der Erkrankung ihr Leben verlieren. Um Gebärmutterhalskrebs zu eliminieren braucht es – wie von der WHO vorgegeben – Strategien, um dem entgegen zu wirken. Dazu gehört, dass die HPV-Durchimpfungsrate in allen Ländern auf 90 % gesteigert werden muss. Botswana zeigt es uns vor. Österreich muss das auch schaffen", so Schauer.
„Wir haben in Österreich eines der besten HPV-Schulimpfprogramme der Welt, in dem sowohl Mädchen als auch Buben die kostenlose HPV-Impfung erhalten können. Es kann nicht sein, dass die Information über die Wichtigkeit dieser Impfung und die Aufklärung der Bevölkerung seit Jahren einer gemeinnützigen Organisation wie der Krebshilfe überlassen wird. Es braucht eine breite Informationsoffensive und einen nationalen Schulterschluss, in dem alle gefordert sind, ihrer gesundheitspolitischen Verantwortung nachzukommen", so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. „Damit wir in einigen Jahren eine ähnliche Situation wie in Australien haben, wo Gebärmutterhalskrebs bei Geimpften praktisch ausgerottet werden kann und der nächsten Generation viel Leid erspart wird“, so Sevelda.
AGO-Humanity-Award
Als Höhepunkt der Veranstaltung erhielt der Ehrengast aus Botswana, Frau Prof. Dr. Doreen Ramogola-Masire den AGO Humanity-Award. Als enge Beraterin des Gesundheitsministers von Botswana ist es ihr gelungen, eine nahezu 100%ige HPV-Durchimpfungsrate in ihrem Land zu erreichen. Für diese herausragende Leistung im Kampf gegen HPV-assoziierte Krebserkrankungen erhielt Prof. Dr. Doreen RAMOGOLA-MASIRE im Rahmen der Enquete den Humanity Award der AGO.
Rückfragehinweis:
Österreichische Krebshilfe
Doris Kiefhaber, Geschäftsführung
Tel. +43-1-796 64 50-17 DW
kiefhaber(at)krebshilfe.net
Österreichische Krebshilfe Burgenland
Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an
Mag. Andrea Konrath
Geschäftsführung
Österreichische Krebshilfe Burgenland
Tel: 0650/244 08 21
E-Mail: office(at)krebshilfe-bgld.at