Krebs in Österreich: Therapie top, Früherkennung flop!

Wien, 28.Jänner 2009: Europäische Studien belegen: Die medizinische Behandlung von Krebspatienten liegt in Österreich deutlich über dem EU-Schnitt. Modernste Therapien werden früh und ausreichend verwendet. Dem gegenüber steht jedoch ein gravierender Mangel bei den Früherkennungs-Untersuchungen. Obwohl von der EU für 2008 ein organisiertes Brustkrebs-Screening gefordert wurde, gibt es bis dato in Österreich nur Modellprojekte. 

Nach jüngsten Aussagen des neuen Gesundheitsministers ist eine Umsetzung dieser Forderung in absehbarer Zeit auch nicht in Sicht. Ebenso bestehen für die häufigsten Krebsarten Gebärmutterhals- und Darmkrebs noch keine flächendeckende Screening-Programme. Anlässlich des Weltkrebstages 2009 appelliert die Österreichische Krebshilfe an die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik, diesen Missstand endlich zu beseitigen.

Eine Studie* des renommierten Stockholmer „Karolinska-Institut“ bestätigt: Österreich liegt bei Krebstherapien europaweit im Spitzenfeld. Mit rund 3,5 Mio Euro an Aufwendungen für Krebsmedikamente pro 100.000 Einwohner liegt Österreich deutlich über dem EU-Schnitt von 2,6 Mio Euro. Heimische Krebspatienten können sich also über den Einsatz modernster medikamentöser Therapien sicher sein. Ein weniger erfreuliches Bild zeigt hingegen der Vergleich der Krebs-Früherkennungsuntersuchungen („Screening“) in Europa. Nach einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission** werden EU-weit noch immer zu wenig Menschen zur Krebsfrüherkennung geladen. Österreich liegt auch hier im Spitzenfeld, aber leider nicht im positiven Sinn: bis dato gibt es noch kein flächendeckendes bzw. nationales Screening-Programm für die häufigsten Krebsarten Brust-, Gebärmutterhals- oder Darmkrebs.

„Krebs ist längst kein Todesurteil mehr. Modernste Therapien und neueste medizinische Betreuung erhöhen die Chance auf Heilung enorm,“ erklärt Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. „Die Statistik könnte aber noch wesentlich verbessert werden, wenn auch das Früherkennungs-Netz mitspielen würde. Denn leider bleibt in Österreich die Durchführung der Früherkennungs-Untersuchungen wie Mammografie oder Koloskopie der Selbstverantwortung jedes einzelnen überlassen.“

„Dank unseren Vorsorge-Kampagnen zu Darm-, Prostata- und Brustkrebs haben wir einen Anstieg an Früherkennung erreicht,“ erklärt Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe. So konnte beispielsweise mit der Kampagne „Pink Ribbon“ die Anzahl der Mammografien in den letzten 5 Jahren um rund 25 % gesteigert werden. Und auch bei Darmkrebs konnte – Dank der Initiative für eine „sanfte“ Koloskopie gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) – die Anzahl der Koloskopien deutlich erhöht werden. „Trotzdem sind wir der Meinung, dass dieses Vorsorgebewusstsein nicht ausschließlich von der Krebshilfe kommuniziert werden sollte. Denn es ist vor allem Aufgabe der Gesundheitspolitik, Früherkennungsuntersuchungen zu verankern“ so Kiefhaber. Und: „Es ist eigentlich eine Schande, dass Österreich im Europäischen Vergleich bei den Screening-Programmen im Schlussfeld rangiert.“

Anlässlich des Weltkrebstages erhebt die Österreichische Krebshilfe folgende Forderungen:
1. Organisiertes Screening
Europaweite Erfahrungen haben gezeigt, dass seit der Einführung des so genannten organisierten Screenings die Früherkennungs- und vor allem die Heilungsraten von Brust-, Gebärmutterhals- und Dickdarmkrebs deutlich gesteigert werden konnten. Dies muss Grund und Anlass sein, dass auch Österreich endlich das organisierte Screening einführt.

2. Beibehalten des medizinischen Standards
Seitens der politisch Verantwortlichen müssen alle Vorkehrungen getroffen werden, dass Sparmaßnahmen bzw. die geplante Gesundheitsreform nicht auf Kosten von KrebspatientInnen vorgenommen werden. Trotz wirtschaftlicher Probleme muss der Zugang zu den neuesten und besten Therapien und Diagnoseverfahren auch weiterhin gewährleistet sein.

3. Krebs muss ein nationales Anliegen sein
Für die Krebshilfe ist es ein Erfolg, dass die langjährigen Vorsorge- und Früherkennungskampagnen bei der Bevölkerung ankommen und Wirkung zeigen. Traurig ist, dass diese Initiative gemeinnützigen Vereinen wie der Krebshilfe und wissenschaftlichen Gesellschaften überlassen wird. Bei 40.000 Neuerkrankungen und 20.000 Todesfällen pro Jahr muss Krebs endlich ein nationales Anliegen der politisch Verantwortlichen sein. Die Krebshilfe fordert daher ein „Krebsprogramm“, wie es bereits in vielen Ländern etabliert ist.

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