Zusammengestellt von Univ.-Prof. Dr. Erika Richtig, Dermato-Onkologin an der Medizinischen Universität Graz und Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe Steiermark sowie des Dachverbands der Österr. Krebshilfe.
Hautkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart in der weißen Bevölkerung. Dies hat einerseits genetische Ursachen, wie Mutationen, andererseits ist die Haut den krebserregenden Umwelteinflüssen direkt oder indirekt ausgesetzt. Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und ist bei einem erwachsenen Menschen durchschnittlich 2 mm dick, 2 Quadratmeter groß und wiegt 3 Kilogramm. Als wichtiges Schutzorgan unseres Körpers hält sie Krankheitserreger fern und schützt uns vor den schädlichen UV-Strahlen.
Die Mehrzahl aller Hauttumoren sind gutartige Hauttumoren, die meist im Alter auftreten und für den Menschen zwar kosmetisch störend, aber harmlos sind. Dazu gehören z.B. die Alterswarzen, die vorwiegend am Rumpf, aber auch im Gesicht und im Halsbereich auftreten können. Sie haben einen schmutzig bräunlichen Farbton, erscheinen scharf begrenzt, wie „aufgesetzt“, und zeigen eine zerklüftete oder fette, gepunzte Oberfläche. Entfernt werden sie durch einfache Abtragung, Laserbehandlung, Kältebehandlung oder Fruchtsäurebehandlung.
Bei den Hautkrebsen unterscheidet man zwei Arten, den „weißen oder hellen Hautkrebs“, die Hautkarzinome, und den „schwarzen Hautkrebs“, das maligne Melanom.
Die Hautkarzinome, im englischsprachigen Raum auch „non-melanoma skin cancer“ genannt, zerstören das Gewebe an der Stelle, an der sie wachsen, setzen aber sehr selten Tochterabsiedelungen oder Metastasen.
Zu diesen gehört das Basalzellkarzinom, früher auch Basaliom genannt. Das Basalzellkarzinom bildet meist einen rundlichen Knoten mit kleinen erweiterten Gefäßen am Rand. Wächst der Tumor weiter, so bildet sich im Zentrum ein eingesunkenes Areal mit wallartigem Randsaum. Dieser Tumor tritt häufig an den dem Sonnenlicht ausgesetzten Hautstellen auf.
Als weiteres Hautkarzinom ist das Plattenepithelkarzinom zu nennen, manchmal noch als Spinaliom bekannt, das in seinem Frühstadium als sogenannte „aktinische Keratose“ auftreten kann. Das Plattenepithelkarzinom beginnt schmerzlos als kleine warzige Verhornung, die manchmal blutet und kann sich im Einzelfall nach einer sehr unterschiedlichen Zeitspanne zu einem zerfallenden Knoten entwickeln.
Ein weiterer, sehr seltener Hautkrebs ist das Merkelzellkarzinom, das besonders aggressiv verlaufen kann.
Die Behandlung eines Hautkarzinoms richtet sich nach der Größe und der Ausdehnung des Tumors in die Tiefe der Haut. Meist werden Hautkarzinome entweder knapp im Gesunden oder gleich mit größerem Sicherheitsabstand operativ entfernt. Es kann aber auch möglich sein, besonders im Gesicht, dass das Hautkarzinom entfernt wird und der Defekt offen gelassen wird, um feingeweblich (histologisch) zu kontrollieren, ob das gesamte Hautkarzinom allseits im Gesunden entfernt worden ist. Ist dies der Fall wird der Defekt dann wieder geschlossen. Alternative Behandlungsmöglichkeiten wären Bestrahlung, Laserbehandlung, Kältebehandlung oder Pinselung und anschließender Bestrahlung (photodynamische Therapie). Es gibt aber auch zusätzlich speziell für das oberflächliche Basalzellkarzinom und für aktinische Keratosen die Möglichkeit einer Behandlung mittels Cremen. Zugelassen wurden auch orale Medikamente, die sehr ausgedehnte Basalzellkarzinome, die einer Operation oder einer Bestrahlung schlecht oder nicht zugänglich sind, im Wachstum hemmen können. Studien zeigten auch exzellente Erfolge der immunonkologischen Behandlung („Immuntherapie“) in fortgeschrittenen Stadien.
Welche Art der Behandlung die beste ist, ist vom Wachstumstyp des Tumors, der Wachstumsstelle, dem Alter und weiteren Faktoren abhängig. Eine persönliche Beratung geht der Tumorentfernung voraus, wichtig ist vor allem die regelmäßige Nachkontrolle.
Der bösartigste Hautkrebs ist das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs.
Das Melanom ist gekennzeichnet durch einen anfangs unregelmäßig pigmentierten Fleck, mit Farbschattierungen von braun bis schwarz, selten auch rötlich oder weiß, der dann bald in ein knotiges Wachstum übergehen kann.
Meist wird es chirurgisch im Gesunden entfernt.
Der betreuende Arzt/die betreuende Ärztin entscheidet dann nach einer gründlichen Durchuntersuchung, ob ein weiterer operativer Eingriff nötig ist, zum Beispiel eine Schildwächterlymphknotenentfernung, und/oder ob nach der chirurgischen Entfernung eine Nachbehandlung zum Schutz gegen eine mögliche Ausbreitung des Tumors einzuleiten ist. Für die Nachbehandlung gibt es mehrere Möglichkeiten: von der modernen zielgerichteten Therapie bis zur immunonkologischen Therapie. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, vor allem wenn Tochterabsiedelungen (Metastasen) aufgetreten sind, werden immunonkologische Behandlungen, zielgerichtete Therapien, aber auch onkolytische Viren eingesetzt. Weltweit werden derzeit weitere Gentherapien, Antikörpertherapien, neue Chemotherapien und Kombinationen der Wirkstoffe in verschiedenen Krankheitsstadien in klinischen Studien untersucht und die Ergebnisse sind erfolgversprechend. Auch haben sich Kombinationen von Behandlungen wie z.B. die Kombination mit einer Strahlentherapie bewährt. Klinische Studien, die Zugang zu neuen Behandlungsmöglichkeiten oder –kombinationen anbieten werden österreichweit in spezialisierten Zentren angeboten.
Wie können sie ein malignes Melanom früh erkennen?
Hilfreich dabei ist die ABCDE-Regel
A bedeutet Asymmetrie. Ein normales Muttermal ist symmetrisch, das Melanom ist asymmetrisch.
B bedeutet Begrenzung. Muttermale haben eine regelmäßige Begrenzung, Melanome sind meist unregelmäßig begrenzt.
C bedeutet Colorit oder Farbe. Ungefährliche Muttermale haben hellbraune bis dunkelbraune Farbtöne, Melanome zeigen ein scheckiges Farbmuster mit braunen, rötlichen, schwarzen und manchmal auch grauen Farbtönen. Man sollte insbesondere auch auf ein plötzliches Weißwerden in einem Muttermal achten.
D bedeutet Durchmesser. Melanome haben einen Mindestdurchmesser von 5 mm.
E bedeutet Erhebung. Bei Melanomen kommt es zu einer Knotenbildung.
Diese einfachen Regeln sollten Ihnen ein wichtiger Hinweis, jedoch kein Ersatz für einen Arztbesuch sein. Der Hautarzt/die Hautärztin sollte von sonnenempfindlichen Personen einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung aufgesucht werden. Diese Untersuchungen sind völlig schmerzlos. Personen mit zahlreichen unregelmäßigen Muttermalen und Personen mit einer Melanomerkrankung in der Familie sollten sich mindestens zweimal jährlich vom Hautarzt/von der Hautärztin untersuchen lassen. Bei diesen Risikopersonen sollte 1x pro Jahr auch der Augenhintergrund auf Muttermale untersucht werden. Zusätzlich wird der Haut auch im Rahmen der allgemeinen Gesundenuntersuchung vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt.
Wichtig im Zusammenhang mit dem Thema Hautkrebs ist nicht die Früherkennung allein, sondern auch der maßvolle Umgang mit der Sonne. Der Zusammenhang zwischen UVB-Strahlung und Hautkrebs ist gesichert, es gibt aber deutliche Hinweise, dass auch UVA-Strahlung krebserregend ist.
Aus diesem Grund sollten Solarien, wenn überhaupt, nicht häufig und entsprechend dem Hauttyp besucht werden. Kinder und Jugendliche dürfen nicht ins Solarium!
Einige Tipps für ihren Urlaub: meiden Sie die Sonne in ihrer intensivsten Zeit zwischen 11 und 15 Uhr. Dadurch können sie ihre UV-Belastung um bis zu 80% reduzieren! Schützen Sie Sich und vor allem Ihre Kinder durch Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrillen.
Allgemeine Sonnenschutzmittel schützen vor Sonnenbrand und vor Hautalterung, nicht jedoch mit letzter Sicherheit vor Hautkrebs. Auch innovative Sonnenschutzmittel sollten nicht dazu verleiten zu sorglos mit der Sonne umzugehen.
Wählen Sie Ihr Sonnenschutzmittel nach Ihrem Hauttyp aus: generell gilt: je leichter Sie einen Sonnenbrand bekommen, umso höher sollte der Lichtschutzfaktor Ihres Sonnenschutzmittels sein. Sonnenempfindliche Personen sollten Lichtschutzpräparate mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 50 verwenden. Bei der Wahl des Präparates ist weiters darauf zu achten, ob Sie eine trockene oder fette Haut haben oder ob Sie zu Sonnenallergien neigen. Für die genannten Personengruppen gibt es spezielle Sonnenschutzmittel. Auch Kleinkinder brauchen speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Sonnenschutzmittel. Säuglinge allerdings sollten der Sonne nicht direkt ausgesetzt werden. Für Menschen, die gerne schwimmen, gibt es wasserfeste Präparate.
Wichtig ist zu wissen, dass ein einmal aufgetragenes Sonnenschutzmittel durch Abtrocknen z.B. nach dem Baden, bis zu 80 % entfernt wird. Sonnenschutzmittel sollen alle 2 Stunden und vor allem nach Wasserkontakt bzw. nach dem Abtrocknen neu aufgetragen werden.
Durch die rasche Zunahme von Hautkrebs ist es notwendig, schon in jungen Jahren maßvoll mit der Sonne umzugehen und sich über Schutzmöglichkeiten und Früherkennung von Hautkrebs zu informieren.
Nehmen Sie für sich und Ihre Familie auch die Möglichkeit der Vorsorgeuntersuchung in Anspruch und lassen Sie sich entsprechend Ihrem Hauttyp beraten.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen schönen und erholsamen Urlaub.
Erika Richtig