Thema des Monats September: Hypnose in der Psychoonkologie – ein komplementäres Angebot

Zusammengestellt von Mag. Kerstin Rauter, Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin bei der Österr. Krebshilfe Steiermark.
 

Wer hat nicht beim Begriff Hypnose sofort sich eigenartig benehmende Menschen in Bühnensituationen im Kopf, die sich steif umlegen lassen wie ein Brett oder gackernd durch die Gegend laufen oder bei einem bestimmten Befehl immer wieder einen seltsamen Laut ausstoßen, und somit auch verständlicherweise Vorurteile gegenüber einer Hypnose.

Diese Technik kann jedoch so viel mehr sein und in Phasen von schweren Erkrankungen nutzbar, nämlich als eine nebenwirkungsfreie Methode um die schulmedizinische onkologische Behandlung zu unterstützen.
Hypnotisches Wahrnehmen oder Trance wird auch als fokussierte Aufmerksamkeit bezeichnet, die es möglich macht mit dem Unbewussten in Kontakt zu kommen. Durch diese Form der Aufmerksamkeitslenkung können im onkologischen Bereich die Verträglichkeit der Chemotherapie verbessert, Ängste und Schmerzen reduziert, der Fatigue entgegengesteuert werden und weitere Bereiche gut behandelt werden. Hypnose stellt somit eine supportive Funktion für den Genesungsprozess dar.


Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der Einsatzmöglichkeiten:
•    Schmerzreduktion oder Analgesie
•    Minimierung belastender Nebenwirkungen wie Übelkeit und Schwäche
•    Verbesserung der Wundheilung nach Operationen
•    Tiefenentspannung, Stressentlastung, Erholung, Stabilisierung
•    Behandlung von Schlafstörungen
•    Ängste reduzieren
•    Senkung des Muskeltonus, Veränderung der Durchblutung
•    Immunsystem, vegetative Funktionen und Stoffwechsel können positiv beeinflusst werden
•    Aufbau von Zuversicht und neuen Lösungsmöglichkeiten
 

In angeleiteten Sitzungen kann es möglich werden gewohnte Denkmuster und bestimmte Problemfokussierungen hinter sich zu lassen und sich somit neue bisher nicht zugängliche Möglichkeiten zu eröffnen.  Darin werden vor allem hypnotherapeutische Fantasiereisen genutzt, um wieder ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe herzustellen und wieder Zuversicht in den Körper und die mentale Stärke zu erlangen. Dies werden einerseits vom Therapeuten bzw. der Therapeutin vorgeben, und noch wirkungsvoller und stimmiger zeigen sich die Bilder, die PatientInnen selbst entwickeln.

Hypnose ist eine ressourcenorientierte Methode, die entlastend wirken soll und Stabilisierung herbeiführen.  Menschen in einer Trance sind in der Lage störende externe oder interne Reize auszublenden und empfinden häufig ein Gefühl von veränderter Zeitwahrnehmung. Durch die herabgesetzte gedankliche Überprüfung und verminderte Selbstreflexion, werden gedankliche Lösungsmöglichkeiten akzeptiert, die im „Normalzustand“ eher ein Ja Aber hervorrufen würden.
Hirnphysiologische kann man vereinfacht gesagt, folgendes feststellen: Der Präfrontale Kortex ist unter Hypnose weniger aktiv, dieser Bereich des Gehirnes ist sonst für die kritische Bewertung des Handelns, des Planes und die Überprüfung der Konsequenzen des Verhaltens zuständig. Auch der Prekunius, der für Sie Selbstwahrnehmung zuständig ist, ist weniger aktiv. Man spricht auch davon, dass die Aufmerksamkeit vom kognitiv evaluativen hin zum affektiv assoziativen Wahrnehmen verschoben ist.
Wie bei allen anderen psychologischen oder psychotherapeutischen Techniken geht es bei der Hypnose auch um die Wiederherstellung der Lebensqualität, die durch eine Krebserkrankung zumindest zeitweilig, manchmal auch dauerhaft eingeschränkt ist. Sie kann in allen Phasen der Behandlung und in der Nachsorge helfen.

Grundlage ist und bleibt eine vertrauensvolle Beziehung zwischen PatientIn und Therapeuten bzw. TherapeutIn.
Hypnose, als eine mögliche Coping Technik und als stark ressourcenorientierter Ansatz, der nach individueller Präferenz für die Behandlung der Krebserkrankung mit genutzt werden kann.